Es gibt so Themen, die nimmt man erst wahr, wenn man selbst in der Situation ist. So ist es auch mit der Thematik Kindergarten und Krippenplatz. Durch den gesetzlichen Anspruch und die Tatsache, dass Kinder seit Jahrzehnten in den Kindergarten gehen, hätte ich nicht erwartet, dass das ein so schwieriges Thema ist.
Mein Vorsatz (vor der Schwangerschaft) war klar: Ein Jahr zuhause bleiben und dann wieder arbeiten gehen. Der Kleine sollte dann in der Elternzeit vom Papa mit ihm die Eingewöhnung in der Krippe machen. Neben der Tatsache, dass wir sehr früh entschieden haben, dass wir ihn doch erst mit 1,5 Jahren in die Krippe bringen möchten, war vor allem das Finden von einem Platz eine wahre Challenge, die einen wütend machen kann.
“Welche Kriterien waren für euch bei der Wahl des Kindergartens entscheidend?” – Diese Frage bekommt man in Gesprächen mit anderen (werdenden) Eltern immer wieder mal gestellt. Tja, welche Kriterien… Eigentlich nur Verfügbarkeit.
So wohnen wir in Schleswig-Holstein
Wir wohnen in einem 4.000 Seelen Dorf in Schleswig-Holstein, direkt an der Grenze zu Hamburg. Zum Ortsschild brauchen wir mit dem Auto drei Minuten. Es gibt bei uns zwei Neubaugebiet, wovon eines gerade erst vor zwei Jahren fertiggestellt worden ist. Dazu werden gerade sehr viele alte Einzelhäuser abgerissen und durch zwei Neubauten ersetzt.
Und all diese Neubauten werden von der Gemeinde natürlich genehmigt, denn schließlich bedeutet dies Einnahmen und gleichzeitig eine Verjüngung des Ortes, was ihn noch mal attraktiver macht. Die Nähe zu Hamburg ist dann das I-Tüpfelchen. Das Problem: Es gibt nur eine einzige Kita! Und diese Kita hat insgesamt 120 Plätze, was erst mal viel klingt. Davon sind allerdings nur 20 Plätze für die Krippe, also für Kinder bis 3 Jahren.
Und schaut man sich jetzt unseren Ort an, stellt man sich schnell die Frage, wer eigentlich so unfassbar bescheuert plant. Alleine die Neubauten der letzten 12 Monate sprengt die 20 Krippenplätze locker. Denn wer baut denn? Das 70-jährige Rentner-Ehepaar? Eher selten…
Ich würde ja erwarten, dass eine Stadt bzw. in unserem Fall Gemeinde eine Planung hat. Und darüber nachdenkt, auch weitere Angebote zur Kinderbetreuung anzubieten, wenn man so viele Familien zu sich holt.
Die Suche nach einem Krippenplatz in Schleswig-Holstein ist eine Katastrophe
Man könnte an dieser Stelle natürlich denken: “Dann kümmert euch halt rechtzeitig und jammert nicht so viel.”

Das würde ich vielleicht auch denken, allerdings haben wir uns so früh gekümmert, wie man kann. Wir haben uns in der Kita nämllich schon während der Schwangerschaft angemeldet. Insgesamt also etwa 1,5 Jahre bevor wir den Platz brauchten. Und natürlich haben wir zwischendurch immer mal nachgefragt, wie denn nun der Status der Anmeldung ist. Zur Sicherheit hatten wir sogar noch eine zweite Anmeldung in einer Kita in Hamburg laufen, auch die haben wir schon in der Schwangerschaft vorgenommen.
Nachdem der kleine Mann etwa ein Jahr alt war, kam dann die Absage: Wir können es gerne noch mal versuchen, wenn der kleine Mann drei Jahre alt ist, vorher gibt es leider keinen Platz. Das bedeutet, dass wir inklusive der Zeit seit der Anmeldung fast vier Jahre (!) auf einen Platz im Kindergarten warten müssen.
Das Hauptproblem: Du hast gesetzlichen Anspruch für einen Krippenplatz, aber es gibt viel zu wenige freie Plätze. Und innerhalb der Kita werden Geschwisterkinder immer bevorzugt angenommen. Das kann ich einerseits verstehen, Du kannst ja als Elternteil nicht immer zwei Orte anfahren. Es erschwert aber gleichzeitig enorm die Suche für Eltern mit dem ersten Kind.

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Nun kam in mir natürlich leichte Panik auf und das Herumtelefonieren nahm seinen Lauf. Wir hatten eigentlich nur zwei Optionenen nach der Kita-Absage:
- Tagesmutter
- Kita in einer anderen Gemeinde
Und da kommt das zweite Problem: Du hast Anspruch auf einen Krippenplatz innerhalb deiner Gemeinde. In der Nachbargemeinde werden (logischerweise) die Kinder aus deren Gemeinde bevorzugt – da auch dort eine lange Warteliste besteht.
Telefonate mit den Behörden
Wir haben nach der Absage mit unserer Gemeinde telefoniert, denn schließlich sind die ja dafür verantwortlich, uns einen Platz zu ermöglichen. Tja und was soll ich sagen…
Dass man sich die Krippenplätze nicht schnitzen kann, ist mir ja klar. Aber soviel Ignoranz ist schon der absolute Wahnsinn. “Echt, gibt es zu wenig Plätze?” – “Da müssen Sie mal mit der Politik sprechen.” – OK, mach ich, stellen Sie mich mal bitte zu Herrn oder Frau Politik durch… Da wirst Du ja nur wütend bei solchen Aussagen.
Wir wurden dann an den Kreis Pinneberg verwiesen. Und wenn unsere Gemeinde schon ignorant war, kam jetzt der Oberhammer. Wir begannen der Dame am Telefon unser Leid zu klagen und wurden direkt abgewürgt: “Wissen Sie, das brauchen Sie mir alles gar nicht erzählen. Krippenplätze in Schleswig-Holstein kriegen Sie aktuell nicht. Nehmen Sie eine Tagesmutter oder schauen Sie, dass Sie auf dem Arbeitsweg was finden.”
Aha, so sieht der gesetzliche Anspruch also aus, ein sinngemäßes “Nerv mich nicht und kümmer dich selber”. Schön zu spüren, wie sehr man möchte, dass Kinder in diesem Land geboren werden….

Notfall-Anker Tagesmutter? Für uns keine Option
Aus verschiedenen Gründen wollten wir eigentlich keinen Platz bei einer Tagesmutter, hatten aber nun nicht mehr viel Auswahl. Also habe ich fleißig alle Tagesmütter in der näheren Umgebung abtelefoniert.
Aber auch hier galt: Keine freien Plätze.
Wir hatten ein sehr nettes Gespräch mit einer lieben Tagesmutter, die uns zu Beginn einen Tag pro Woche (!) anbieten konnte, um dann im Alter von zwei Jahren auf die volle Woche aufzustocken, wenn der Platz frei wird. Unabhängig davon, dass das natürlich gar nichts bringt, ist uns in dem Gespräch aber auch schnell deutlich geworden, warum eine Tagesmutter für uns keine Option darstellt:
- Eine Tagesmutter erhebt höhere Gebühren als die Kita der Gemeinde. Und diese Mehrkosten werden nur zu einem kleinen Teil von der Gemeinde übernommen (anders als bei einem Kitaplatz außerhalb der Gemeinde).
- Fällt eine Tagesmutter aus (krank oder Urlaub) gibt es in der Regel keine Vertretung. Da vor allem die Krankheit natürlich ungeplant kommt. führt dies zu Probleme mit dem eigenen Arbeitgeber
- Die Betreuungszeiten waren zumindest in unseren Fällen eingeschränkt und auf maximal 6 Stunden ausgelegt (da die Tagesmutter die eigenen Kinder von der Kita und der Schule abholen muss)
- Die Tagesmutter wäre zu Fuß nicht gut erreichbar, pro Strecke wären dies 30 bis 45 Minuten gewesen. Neben der eingeschränkten Betreuungszeit und der damit verbundenen maximalen Arbeitszeit von vier Stunden wäre auch noch ein zweites Auto notwendig geworden. Je nachdem, was man verdient, fressen die Kosten von Tagesmutter und Auto das Gehalt also direkt wieder auf. Oder man zahlt sogar noch drauf.
Wir hatten dann etwas Glück
Nachdem wir das X-te Mal wie wild am rumtelefonieren haben, hatten wir dann wirklich Glück. Eine private Kita in der Umgebung, im angrenzenden Hamburg, hatte eine freien Platz. Nach einer Besichtigung waren wir einfach nur erleichtert und happy, denn wir fühlten uns dort direkt wohl und konnten uns sehr gut vorstellen, unseren kleinen Schatz dort in die Betreuung zu geben.
Denn, das muss doch einfach nochmal festgehalten werden, auch wir möchten uns den Kindergarten gerne “aussuchen”, das Gefühl haben den richtigen Weg zu gehen und unser Kind in liebevolle Hände zu geben. Und nicht “irgendeinen” nehmen zu müssen, weil einfach nichts anderes da ist. Auch wenn es bei uns dann eigentlich genau so war, denn andere Optionen hatten wir gar nicht. In dem Fall glücklicherweise mit einem sehr guten Gefühl.
Das uns die Kita am Ende (abzgl. der Zuschüsse vom Land) immer noch 600 Euro kostet, passt im Übrigen total gut ins Gesamtbild. Denn auch hier merkt man wieder, wie sehr Schleswig-Holstein möchte, dass man Kinder bekommt…
Unser Junior hatte im Januar seine Eingewöhnung (Unseren Erfahrungsbericht liest Du hier). Zu diesem Zeitpunkt war er 17 Monate alt und wir sind nach wie vor sehr zufrieden mit der “Entscheidung”, denn er fühlt sich wirklich wohl.
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